Christian METZ: Es gibt keine kleinste Einheit
Es gibt keine kleinste Einheit in der Sprache des Films, wie jene Phoneme in der zweifachen Gliederung der verbalen Sprache. Die kinematographische Sprache enthält nichts, was dieser zweifachen Gliederung nach MARTINET entspräche.
Die meisten Theorien über Film gehen davon aus, daß eine kleinste relevante Einheit notwendig ist, um auf dieser Grundlage eine Analyse überhaupt durchführen zu können. Schließlich verfährt die Linguistik bei ihren Analysen nicht anders. Eine solche Forderung - wie berechtigt sie auch erscheinen mag - enthält zwei Irrtümer:
1. Es gäbe eine kleinste Einheit nach dem Vorbild der verbalen Sprache (langue)
2. Ohne eine kleinste Einheit könnten keinerlei Aussagen über die Struktur des Films gemacht werden
Diese Irrtümer basieren auf einer Gleichsetzung von Code und Sprache sowie von Code und Ausdrucksmaterie. Selbst in der gesprochenen Sprache sind die fundamentalen Einheiten nicht identisch mit den Einheiten der sie überlagernden Codes. Einen Satz wie ' Würden Sie mir bitte den Zucker geben ? ' kann zwar in verschiedene Morpheme und Phoneme zerlegt werden (eine Analyse also auf der Ebene des Signifikanten), aber was passiert dann mit den anderen Codes dieses Satzes? Er besitzt z.B. den Code der Höflichkeit. Der Code der phonetischen Eigenschaften des