film-theorie-medien
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Christian METZ: Film ist wie eine Sprache


Für die Sprache des Films gibt es kein Wörterbuch, das für das gesamte Cinéma gültig wäre.


Wie wir schon sehen konnten, wird jene Vorstellung, daß die linguistischen Strukturen der verbalen Sprache ( langue ) ihre Gültigkeit auch innerhalb der Filmsprache besitzen, von ECO und METZ strikt abgelehnt. In den Reflexionen über Film tauchen jedoch immer wieder Aussagen auf, die eine solche Vorstellung implizieren.


So werden bestimmten Kameraeinstellungen oder Kameraperspektiven auf der einen Seite, bestimmten Bedeutungen auf der anderen Seite zugeordnet, ganz nach dem Vorbild einer lexikalischen Zuordnung in einem Wörterbuch der verbalen Sprache. In einem solchen Wörterbuch der Filmsprache wird dann einer Totalen die Bedeutung ' Kontext ' zugeschrieben und einer Großaufnahme die Bedeutung ' Detail ' (weniger Kontext ). Diese lexikalische Zuordnung von Bedeutungen, die für das gesamte cinema gelten soll, ist aus mehreren Gründen recht fragwürdig.


Wenn einer Totalen mehr ' Kontext ' zukommt als einer Groß­aufnahme, dann bestenfalls in der Beziehung zu einer räumlichen Orientierung ( in einer Totalen kann ich mich besser im Raum orientieren ). Dies wird aber kaum noch in der gleichen Reichweite für abstrakte Zusammenhänge oder der Informationsdichte zutreffen. Würde eine Totale auch für abstrakte Zusammenhänge mehr ' Kontext ' bedeuten als

eine Nahaufnahme.