BALÁZS wendet sich gegen die Auflösung des Gegenständlichen zugunsten eines nichtsagenden Formalismus. Seine Kritik an dieser Entgleisung trifft Filme wie den Potemkin von EISENSTEIN. Für BALÁZS ist der Potemkin nur noch eine Ansammlung von Symbolen und Bilderrätseln, die sich so weit vom Gegenständlichen entfernt haben, daß der normale Betrachter in ihnen keinen Sinn mehr findet.
Aus " Zur Kunstphilosophie des Films" von 1938 zitiert nach ALBERSMEIER, Texte zur Theorie des Films (Reclam Verlag, Stuttgart, 2003): In der neuen Kunst des Films sind neue Formen des menschlichen Ausdrucks entstanden, neue Methoden der künstlerischen Gestaltung. Dieses welthistorisch seltene Ereignis spielte sich zu Beginn unseres Jahrhunderts ab. Es wurden einige Versuche gemacht, diese neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks theoretisch aus der neuen Technik der Kinokamera abzuleiten.
...Die Kinokamera kam von Europa nach Amerika. Warum ging die Filmkunst denn den umgekehrten Weg? Die ökonomischen Bedingungen waren auch in Frankreich vorhanen gewesen - warum wurden die ersten spezfischen Gestaltungsmethoden (Wechsel der Einstellung, Großaufnahme, Detailaufnahme, Montagetechnik etc,) erst in Amerika erfunden? Die Filmkunst ist die einzige, die im kapitalistischen Zeitalter entstanden ist.
Alle anderen Künste bringen ihre Grundformen und Gestaltungsprinzipien aus vorkapitalistischen Zeiten mit - und damit Überreste vorkapitalistischer Ideologie, wenn auch in veränderter Form...Wodurch wurde der Film zu einer besonderen, von dem Theater wesentlich verschiedenen Darstellungsmethode? Was isr der Unterschied zwischen fotografiertem Theater und Filmkunst? Beides besteht aus beweglichen Bildern auf der Leinwand. Warum ist die Fotografie im ersten Fall nur Reproduktion, und warum ist sie im zweiten Fall schöpferisch?