Den beiden entscheidenden News in der vergangenen Woche, der EZB Zinsentscheidung und den Arbeitsmarktdaten am Freitag ist es zu verdanken, dass der DAX in den letzten fünf Handelstagen nicht einschlief. Vor allem die erste Wochenhälfte ging es relativ ruhig zu und der Index bewegte sich in einer sehr engen Spanne. Am Donnerstag versuchten die Käufer unterstützt von der überraschenden Zinssenkung der EZB mehr Druck zu machen. Dieser verpuffte jedoch schnell und die Kurse fielen vom Tageshoch wieder deutlich zurück. Den übergeordneten Aufwärtstrend konnte dies aber bei weitem noch nicht gefährden.
Doch wie stark sind die Käufer wirklich? Die neue Woche birgt charttechnisch wieder eine gewisse Würze, denn nachdem der Index vier Wochen in Folge zulegen konnte, nähert sich die Rally statistisch gesehen zunehmend einer nächsten Korrektur an. Entscheidend ist jedoch zunächst das Preisniveau bei ca. 8.960 Punkten. Oberhalb dessen wäre nämlich immer noch ein Anlauf auf das bisherige Jahreshoch und ca. 8.210/25 Punkte möglich, wo dann jedoch die Verkäufer wieder etwas mehr Druck machen könnten.
Die vergangene Entwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die künftigen Entwicklungen. Zukünftige Kursentwicklungen sind nicht vorhersagbar. Rückwärtsdeutungen sind in ihrer Rationalität entweder gar nicht gültig für zukünftige Entwicklungen oder nur partiell oder nur temporär. Zukünftige Ereignisse sind nicht vorhersagbar. Sie treten gar nicht ein oder überraschend zu einem späteren Zeitpunkt als dem erwarteten. Die relevanten Marktteilnehmer bauen im Ersten Markt Strukturen auf, deren Logik sie eine Zeit lang spielen, um diese Logik und deren Struktur dann wieder zu verlassen, um dann an einer anderen Stelle im Werteraum wieder neue Strukturen zu errichten. Das plötzliche Ausbrechen aus einer Struktur und der darin enthaltenen Logik ist auch der Versuch, einen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern zu erlangen. Traden ist nicht nur Mathematik, sondern auch Spieletheorie.
Wenn jemand Erfolg am Markt hat, dann bedeutet dies nicht, dass er Kurse vorhersagen kann. Es besagt lediglich, dass er eine hochtrainierte Fähigkeit hat, eine Linie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit fortzusetzen und zwar so, wie man eine Melodie ergänzen und fortsetzen kann. Diese Fähigkeit, über Jahre und Jahrzehnte erworben, teilt sich intuitiv oder auch rationalisiert mit. Sie kann zum Beispiel auf einen Indikator projiziert werden. Diese Fähigkeit überträgt sich nicht. Sie auch ist durch ein Show-Trading nicht auf andere Menschen übertragbar.