Christian METZ steht mit seiner Theorie über Film unverkennbar in einem Gesamtzusammenhang mit der Kulturgeschichte Europas vom Universalienstreit der Hochscholastik des Mittelalters ausgehend bis in unsere Gegenwart hinein mit seinem Strukturbegriff. Mit einer derart historisch-synthetischen Betrachtung wird der Erkenntnis genügt, daß zwar Wissenschaft für sich selber Fragen der Gesellschaft ausklammern darf, aber in einem historischen Kontext gesehen, sich aus bestimmten gesellschaftlichen Situationen ergibt und andere wiederum selber mit verursacht. Aus welchen historischen, philosophischen Strömungen des Abendlandes heraus lässt sich die Filmtheorie von Christian METZ verstehen und welchen gegenwärtigen Strömungen des Zeitgeistes kann man sie zuordnen.
Am Anfang seiner Untersuchungen führt Christian METZ seine empirisch-analytische Untersuchung des Films auf der Grundlage der Sprachtheorie von SAUSSURE durch. Er entfernt sich dann zunehmend von diesem linguistischen Ansatz, den er als notwendiges Durchgangsstadium seiner Theoriebildung sieht und nähert sich so immer mehr dem Strukturalismus. Da die Linguistik als Untersuchungsmethode nie verworfen wurde, bilden Linguistik und Strukturalismus bei ihm eine gelungene Verbindung. Diese Synthese entspricht auch dem von ihm angestrebten Methodenpluralismus. Seine Forschung versteht sich nicht als die Offenlegung ewig gültiger Strukturen und Erkenntnisse, die normativ sagen, was Film sein soll. In seiner Sicht ist die strukturalistisch-linguistische Theorie lediglich ein unerlässliches Durchgangsstadium auf dem Weg zu einer unfassenderen Theorie. Eben diese Offenheit im Denken, die Synthese seiner Methoden und die Fähigkeit Komplexität durch einen subtilen Stil lesbar und verstehbar zu machen, haben METZ zu einem viel gelesenen Filmtheoretiker gemacht.