1.6 Wendet man sich dem Regelkreis zu, so wird man sehr schnell den Zweck von Referitionen und semantischen Regeln erkennen. Auf der einen Seite haben wir die formalbegriffliche Konstruktion eines Regelkreisschemas, auf der anderen Seite einen konkreten Fall. Zwischen beiden soll ein empirischer Bezug bestehen. Es muß also zwischen abstrakter Theorie und empirischer Relevanz (denn das Objekt ist ja schon in einer vor-abstrakten Deskription erfasst worden) durch Interpretationspostulate (=semantische Regeln) eine Beziehung gefunden werden, welche wiederum eine Zuordnung zu den Objekten erlauben. Aber zuerst das formal konstruierte Regelkreisschema: Erläuterung der Beziehung zwischen abstraktem Sprachkalkül einerseits und der direkt objektvermittelten sprachlichen Deskription andererseits anhand des Regelkreises.
Die Gesellschaft als System befindet sich in ständiger Auseinandersetzung mit Einflüssen aus ihrer Umwelt und versucht, eine systeminterne Stabilisierung zu erreichen. Eine kybernetische Gesellschaftsanalyse untersucht mögliche Konfliktsituationen, sie deckt Widersprüche und Herrschaftsverschleierungen auf. Dadurch können eventuell gewaltsame Störungen - Revolutionen oder Kriege - vermieden werden. Sozialkybernetik ist also nicht nur die Analyse bloßer Steuerungsvorgänge, sondern sie ermöglicht Konfliktregulierungen. Der Brückenschlag von der Kybernetik zu den Gesellschaftswissenschaften geschieht mit Hilfe der Übersetzung technischer Muster in psychologische, soziologische odeer politologische Theoreme. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, daß es sich bei den hochentwickelten Industriegesellschaften unserer Zeit in ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Hinsicht um äußerst komplexe Systeme handelt, in denen Varietät (Anzahl), Konnektivität (Beziehungsreichtum) und Variabilität (Beziehungsanordnung) der Elemente den Grad der Komplexität bestimmen.
Kant begreift den Menschen als grundsätzlich fähig sich selber mit Hilfe der Vernunft zu bestimmen, ohne sich in die Abhängigkeit des anderen zu begeben. Das Individuum ist seinen autonomen Fähigkeiten zu denken (= durch Erkenntnis die Welt zu begreifen, d.h. die Welt besitzt die logischen Strukturen des menschlichen Verstandes). Der Mensch begreift sich selber als ein Prinzip dessen Erfüllung in der Unabhängigkeit zu anderen liegt also in dem Mut zu sich selbst.
L.-G./D'dorf steht für Lessing-Gymnasium Düsseldorf