L.-G./D'dorf-1: Kybernetische Systemtheorie


1.0 Systembegriff, Grundlagen der Kybernetik

Der kybernetischen Systemtheorie liegt, wie aus der Namensgebung schon hervorgeht, der Begriff des Systems zugrunde. Die Standarddefinition von "System" lautet: Ein System ist eine Menge von Objekten mit ihren Merkmalen und ihren Beziehungen untereinander. Diese Definition von System ist in allen Systemtheorien wiederzufinden. Ein System wird also als eine Menge von Elementen (formal-abstrakt) oder Gegenständen (gegenständlich-konkret), die in einer Beziehung zueinander stehen (Die Elemente bzw. Gegnstände und ihre Eigenshaften können in eine Beziehung zueinander gesetzt werden), wodurch diese Menge als Einheit gegliedert wird. Nun ergibt sich jedoch aus dieser recht abstrakten Definition ein Hindernis im Verständnis: die Beziehung zwischen System und Realität. Der Begriff des System darf nicht als eine Gegenstandsbezeichnung verstanden werden. Es gibt in der Realität kein System im Sinne einer Substanz. Vielmehr ist der Systembegriff ein Sprachsystem (=Kalkül, Grammatik) mit begrifflich-methodischen Prinzipien zur Wirklichkeitskonstitution. Die Systemtheorie muß selbst als Untersuchungsmethode verstanden werden. Ein analytisches Schema (Kalkül) wird durch inhaltliche Interpretation zum Modell. Dies alles mag dann zu einem empirischen System führen.

1.1 Bei genauerer Betrachtung der obigen Definition von System fällt auf, daß eine bestimmte Beziehung des Systems zur Umwelt impliziert wird, nämlich die eines geschlossenen Systems. Ein geschlossenes System ist durch einen fehlenden Austausch gegenüber systemexternen Objekten (Elemente in der Umwelt) gekennzeichnet. Die Einführung des Begriffes Umwelt als kausale Wechselbeziehung im Sinne einer gegenseitig sich abhängigen Veränderung von Eigenschaften zwischen systemimmanenten und systemexternen Elementen erweitert den Begriff des geschlossenen Systems zu dem eines offenen Systems. Ein Beispiel für ein offenes soziales System ist die Wechselbeziehung zwischen Gesellschaft und Natur.

1.2 Eine weitere Erweiterung erfordert der Begriff der Beziehung. Die Innenstruktur von Systemen entspricht eher einer Organisation (bedingte Beziehung) zwischen den Elementen und den Eigenschaften. Besteht zwischen den Elementen A und B eine Beziehung, sodaß diese von einer dritten Größe C abhängig ist, liegt eine organisierte Struktur vor. Eine Beziehung, die keine Organisation aufweist, läge dann vor, wenn keine Abhängigkeit von C erkennbar wäre. Um das alles begrifflich nicht erstarren zu lassen, schliesst der Organisationsbegriff einen gewissen Spielraum nicht aus.

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