Die gesellschaftlichen Phänome in berechenbaren Größen zu zerlegen, ist ein schwieriges Unterfangen, das paradoxerweise erst durch die Weiterentwicklung der Maschinen und der Überwindung des mechanistisch-analogen Denkens erreicht werden kann. Erst durch eine erhebliche Leistungssteigerung der in den 70er und 80er vorhandenen Computerleistung wären all die Datenerhebungen, all die mathematisch verarbeitbaren Datenmassen überhaupt speicherbar und rechnerisch in Planvorgaben umsetzbar. Paradadoxerwesie ist dies auch das Ende der Systemtheorie und ihrer mechanistischen Träume der Weltdeutung und Gesellschaftssteuerung. Daher sollten die Möglichkeiten der Kybernetik nicht überschätzt werden, sondern eher ihre Begrenztheit in Methode und Lebensdauer akzeptiert werden. Die Leistungssteigerung der Computer und die Revolutionierung der Alltagswelt durch die digitalen Maschinen wird die Starrheit solch mechanistischen Denkens als wenig lebensecht entlarven. Kybernetik sowie die Systemtheorie allgemein haben ihren Ursprung in einem linear-kausalen Weltbild, das sich an Ursache-Wirkung-Zusammenhängen in einem berechenbaren und darum mathematisierbaren Verständnis von Welt äußert. Solange Menschen davon nicht betroffen sind, solange sich eine solche Deutung der Welt nur auf anorganisches bezieht, solange wird das "Tote" in der Methode, im Weltbild nicht auffällig werden. Sobald es sich aber etwas Lebendigem zuwendet und dieses vollständig zu deuten versucht, wird es Einschränkungen geben, um die Lebensdauer solcher Weltbilder und Deutungen zu verlängern. Man wird sagen, wenn erst die Computer leistungsfähger sein werden, in naher Zukunft, dann werden auch die Prognosen genauer, dann wird ein mechanistisch-mathematisiertes Weltbild seine wahre Größe zeigen. Der Beweis der Leistungsfähigkeit wird wie im Marxismus-Kommunismus auf die Zukunft verschoben. Man hält sich als Intellektueller bei Laune mit der Hoffnung, ja mit der Berauschung an den Möglichkeiten der Zukunft, die sich am Zweifelnden rächen wird, die sich an der Basis rächen wird, die da glaubt nicht nur durch Widerspruch eine Revolution entfachen zu könne, sondern auch und vor allem, indem sie sich der Deutungshoheit der Systentheorie entzieht allein durch den Alltag seiner Lebensumstände mit all den Bedürfnissen.
Roger Garaudy ( 17.07.1913 bis 13.06.2012) war zum Zeitpunkt des Textes ein französischer Schriftsteller, Philosoph und Kommunist. Er war übertzeugt von den wisseschaftlichen Möglichkeiten des Kommunismus und Sozialismus in Verbindung zu anderen Themen (Systemtheorie, Kybernetik) in der analytischen Schau soziologischer Strukturen und Konflikte, um Gesellschaften zu verstehen und positiv zu beeinflussen. Wegen seines Protestes gegen den Einmarsch des Warschauer Paltes in die aufbegehrenden Staaten des Ostblpcks wurde er aus der KP Frankreichs ausgeschlossen.
Später wandte sich dem Ausgleich unter den Weltreligionen zu und trat schließlich zum Islam über. Wegen antisemitischer Äußerungen und Leugnung des Holocaust wurde er schließlich verurteilt. Er erhielt verschieden Würdigungen aus der islamischen Welt unter anderen von Muammar al-Gaddafi.
L.-G./D'dorf steht für Lessing-Gymnasium Düsseldorf