L.-G./D'dorf-3: Roger Garaudy


In Jedem Fall aber widerspricht Garaudys Modell der Praxis und dem Verständnis kommunistischer Staaten (Zentralverwaltungswirtschaft, Planwirtschaft) und somit den gesamten politischen Machtstrukturen (=Führung steuert im kybernetischen Sinne die Produktions- und Lebensverhältnisse). Bestimmt wird die soziale Struktur nur durch die Führung. Die Basis hat sich als Subsystem der Führungsspitze des Staates zu unterstellen, sich den Zielvorgaben zu fügen. Es gibt keine autonome Stellung von Subsystemen im gesamten historischen Hintergrund wie z.B. Lenins "Revolution von Oben" und der damit verbundenen Vorstellung von Parteiapparat. Außerdem widerspricht die ideologische Starrheit, hinter der sich die geringe Innenkomplexität eines gegenüber der Umwelt geschlossenen Systems verbirgt (z.B. die Zensur in kommunistischen Staaten) von kommunistischen Staaten jeder Auflockerung durch eine Rückoppelung durch die Basis. 4.) Ich halte kybernetische Vorstellungen mit kommunistischen Systemen in Osteuropa für unvereinbar, insofern eine Regelung (Rückkoppelung zwischen Basis und Führung) eingesetzt werden soll. Garaudys Modell ist sicherlich in den kommunistischen Staaten Osteuropas nicht umsetzbar. Aber ich würde die Aussage nicht so uneingeschränkt aufrecherhalten, wenn man sie auch auf andere kommunistische Staaten anwendet (z.B. China als Beispiel für eine Revolution von der Basis). Der erkenntnistheoretischen Kritik von Klaus, daß der Kybernetik in ihrer Deskription sozialer Phänomene wesentliche entgehen, kann ich nicht ganz zustimmen. Erstens glaube ich, daß sich soziale Phänomene durchuas mit kybernetischen Begriffen erfassen und beschreiben lassen. Und Zweitens glaube ich auch, daß sich die Initiative der Basis sehr gut durch ein Feedback-Prozess beschreiben lässt ohne ohne daß somit neue Ideen verloren gingen. Selbst die kommunistische Ideologie kann die Weltrevolution nur im Rahmen des Bekannten prophezeien und sich ihr Endziel nur als Aufhebung jetzigen Umstände vorstellen. Eine Verbesserung der kommunistischen Ökonomie durch Einführung von Rückkoppelungsprozessen hätte unbezweifelbare Vorteile, die für die Erstellung von Plänen notwendig wären. Eingehen auf die Konsumwünsche der Bevölkerung (Basis) und somit Erhöhung der Innenstabilität (Unzufriedenheit der Basis mit Versorgung). Dies alles würde aber die Kontrolle der Basis durch die Führung wesentlich erschwerenund darum viel eher als eine Störgröße von Innen die ohnehin geringe Innenkomplexität (Diversifikation des Warenangebotes und er Konsumbedürfnisse) von kommunistischen Staaten herausfordern. Eine Auflockerung der Steuerung durch eine Regelung würde die Autonomie und somit den Machtanspruch der Führungsspitze in Frage stellen, was wohl kaum durchführbar wäre. Abschließend kann ich nur feststellen, daß sich die kybernetischen Vorstellungen soweit sie Steuerungsprozesse umfassen sehr wohl mit den kommunistischen Systemen Osteuropas vereinbaren lassen, da die gesamte Zentralverwaltung ein einziger Steuerungs und Planungsprozess ist. Kybernetische Vorstellungen sind jedoch nicht mit kommnunisischen Systemen vereinbar, wenn sie in dem Fehlen von Rückkoppelungsprozessen Kritik an diesen ausüben.

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