film-theorie-medien
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7.Ein Mund schreit


8.Blut tropft auf einen Schuh


Für EISENSTEIN ist diese traditionelle Art der Montage reiner Kitsch, weil jedes einzelne Stück schon abstrakt ist im Zusammenhang mit der Handlung als Ganzes. EISENSTEIN will die Idee des Mordes ohne die Bindung an ein Sujet, nur als eine Empfindung, die sich im Assoziationsstoff materialisiert. Eine übliche Montage unterstützt die Handlung, das Sujet und kann so nur Teil eines Ganzen sein, nämlich einer in der Kontinuität von Raum und Zeit ablaufenden Handlung. Nur die Konfliktmontage kann den Film aus seiner Gefangenschaft in der Narration befreien und eine Idee als kontrapunktorische Empfindung umsetzen, ganz nach dem Vorbild der verbalen Sprache. Die Konfliktmontage ermöglicht sowohl eine emotionale Dynamisierung als auch eine Führung des Denkprozesses der Zuschauer. Der zugrundeliegende Konflikt selber findet innerhalb einer These statt, indem er sich a) in der Dialektik der Information formuliert, b) sich im Innenkonflikt des Bildauschnittes formuliert oder c) in der zwischenbildlichen Konfliktmontage ' explodiert '. Dieses Verfahren, aus Gegensätzen eine Resultante zu gewinnen, die eine emotionale, optische oder intellektuelle Aussage formuliert, ist seiner Form nach mit einem logischen Deduktions-Prozess identisch. Der Film führt den Zuschauer eben nicht nur emotional, sondern auch intellektuell. Darum ähneln viele Filme EISENSTEINs eher einer ideologisch benutzten Rhetorik als der normalen Schilderung einer Handlung.


EISENSTEINs Film Potemkin verkörpert viele dieser Forderungen seiner Theorie an einen Film: die kompositionelle Bedingtheit der wechselnden Bildkader, die Wechselwirkungen der Einstellungen untereinander in ihren räumlichen und linienhaften Merkmalen sowie das Aufbrechen der Narration durch die Rhetorik seiner Konfliktmontage.