Zwischenzeitlich ging es am Mittwoch klar über die 9.200 Punkte hinaus, was dann aber im späten Handel abverkauft wurde. Weitere Abgaben bis auf 9.100-9.124 Punkte können nun folgen. Es muss aber auch mit einer weiter führenden Konsolidierung noch gerechnet werden. Sollte sich der Index über 9.210 Punkte noch einmal zum Stundenschluss hinaus bewegen, dann ist eine direkte Fortsetzung der Rally drin.Von einer Feierlaune in der deutschen Wirtschaft zu sprechen, wäre überzogen, die Stim- mung ist aber durchaus als optimistisch einzustufen. Mit Blick auf die Erhebung des ZEW-Instituts unter Finanzmarktexperten ist besonders der Erwartungswert anzuführen, der im Oktober mit 52,8 Punkten auf den höchsten Stand seit Ende 2009 angezogen ist. Der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten und der gebremste Höhenflug des Euro sollten dazu beitragen, dass sich die Aufwärtsbewegung im November fortsetzt und die Erhebung auf 55,0 Punkte anzieht. Bei der Lagebeurteilung rechnen wir nach einem kleinen Rück- gang im September mit einer minimalen Befestigung auf 30,0 Punkte. Die im Verlauf des dritten Quartals gebesserte Auftragssituation signalisiert eine anziehende Aktivität im Abschlussquartal dieses Jahres.
Basierend auf unserer Prognose liegen die ZEW-Erwartungen aber auch die ZEW- Lagebeurteilung oberhalb ihres langfristigen Durchschnitts. Mit Wachstumsraten von 0,6 % in diesem Jahr (2014 e: 1,7 %) dürfte sich die deutsche Wirtschaft gerade im Ver- gleich zu vielen anderen Ländern der Eurozone auch relativ ordentlich schlagen. Für die Eurozone erwarten wir in den gleichen Perioden einen Rückgang von -0,3% bzw. einen Zuwachs von 0,8% im Jahresvergleich. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den während der letzten Tage veröffentlichten Wachstumszahlen für das 3. Quartal wider. Während das deutsche BIP im dritten Quartal immerhin noch um 0,3 % gg. Vq. expandierte – was ungefähr dem langfristigen Wachstumspfad entspricht –, betrug das Wachs- tumsplus in Spanien lediglich 0,1 %, während es in Italien und Frankreich zu einer Kon- traktion um 0,1 % kam. Besonders die Entwicklung in Frankreich ist zunehmend ein An- lass zur Sorge, da sich hier nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die auch die langfristigen Perspektiven verdüstern. Der ZEW-Finanzmarkttest beinhaltet auch Umfragen für die Eurozone und einzelne Länder aus der Währungsunion, die Beachtung finden dürften.Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland (= ZEW Indikator) konnten im November um 1,8 auf 54,6 Punkte zulegen, ihren besten Stand seit Oktober 2009. Der langfristige Mittelwert von 24,1 Punkten wird damit stetig seit dem Jahresbeginn 2013 überboten. Die Bewertung der aktuellen Lage in Deutschland hatte sich um 1,0 auf 27,8 Punkte zwar leicht verschlechtert. Aber hier wird der entsprechende langfristige Mittelwert sogar seit August 2010 überschritten. Das ZEW-Institut betonte, dass nach der überraschenden EZB-Reposatzreduktion im November die Finanzanalysten die Konjunkturlageeinschätzung etwas zurückschraubten, während die Erwartungen leicht zulegen konnten. Die Zinssenkung wurde also als Signal für eine schwierige konjunkturelle Verfassung der Eurozone angesehen. Im Zu- sammenspiel mit den auch im abgelaufenen 3. Quartal weiter zulegenden Auftragseingängen der deutschen Industrie werten wir die vorgesetzte Aufwärtsbewegung beim ZEW-Indikator als Indiz dafür, dass Konjunkturmomentum der heimischen Wirtschaft im Schlussquartal 2013 höher ausfallen dürfte als im Zeitraum Juli bis September.
US-Notenbankchef Ben Bernanke betonte in seiner gestrigen Rede („Communication and Monetary Policy“), dass der aktuelle geldpolitische Kurs der Fed so lang wie nötig fortgesetzt werde. Ein „Tapering“ werde es erst geben, wenn die Fed überzeugt sei, dass die Erholung am Arbeitsmarkt nachhaltig sei. Die Wirtschaft habe sich zuletzt zwar erholt, sei aber noch längst nicht da wo man sie sich wünsche. Er sei sich mit der Vize-Präsidentin und seiner designierten Nachfolgerin Janet Yellen einig, dass der beste Weg hin zu einer wieder eher normalen Geldpolitik darin bestehe, derzeit alles zu tun, was eine kräftige Erholung der Wirtschaft fördere. Der Euro konnte vor diesem Hintergrund leicht auf rund 1,355 USD zulegen.Der Deutsche Aktienindex startete gestern bereits mit leichten Verlusten in den Tag und baute diese am Vormittag bis zum Tagestief bei 9.179 Punkten weiter aus. Hier versuchten die Käufer anschließend eine Stabilisierung, was insofern gelang, als dass neue Tagestiefs verhindert werden konnten. Wirklich nach oben hin absetzen konnten sich die Kurse aber nicht. Vielmehr kam es nur zu einem Hineinlaufen in das Abwärtsgap vom Morgen. Mit -0,35% ging der DAX dann auch etwas leichter aus dem Handel und notierte zur Schlussglocke bei 9.193,29 Punkten.
Gestriges Tagestief muss als kleines Achtungszeichen verstanden werden.
Nachbörslich gab der DAX gestern noch bis in den 9.179iger Kursbereich nach und kann sich diese Schwäche über Nacht halten, würde der DAX gleich in einem kurzfristigen Entscheidungsbereich eröffnen. Ein schnelles Stoppfischen an dem Tief wäre möglich, jedoch sollten die Käufer anschließend schnell zurückkommen. Gelingt dies, wäre eine neue Kaufwelle mit kurzfristigen Zielen bei 9.217 und 9.253 Punkten möglich.