Die New Yorker Aktienmärkte sind am Donnerstag nach einem verhaltenen Start ins Plus geklettert und mit moderaten Gewinnen aus dem Handel gegangen. Sowohl Dow Jones und Nasdaq konnten um rund einen halben Prozentpunkt zulegen. Der anfänglichen Risikoscheu angesichts der jüngsten Nachrichten aus der Ukraine und Russland war schnell die Erholung gefolgt. Börsianer sahen Aussagen der US-Notenbankchefin Janet Yellen als Kurstreiber. Diesen zufolge könnte die Fed bei einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Perspektive vom eingeschlagenen Weg abweichen, ihre milliardenschweren Geldspritzen maßvoll weiter zu verringern.
Die jüngsten US-Konjunkturdaten fielen durchwachsen aus: Während die US-Aufträge für langlebige Güter im Januar nicht so stark wie erwartet gesunken waren, hatten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend angezogen. Bei Einzelwerten sorgten gute Zahlen für Kursbewegungen. Als bester Wert im S&P 500 ragten die Titel von Mylan mit einem Plus von 9,43 Prozent heraus. Der Arzneimittelhersteller hatte im Schlussquartal 2013 mehr verdient als im Vorjahr und die Erwartungen des Marktes übertroffen. Der Umsatz war ebenfalls gestiegen. Zudem will der Konkurrent von Stada und Ratiopharm im laufenden Jahr weiter wachsen.
Die Papiere von J.C. Penney schossen um 25,3 Prozent empor, nachdem das Einzelhandelsunternehmens erstmals seit über zwei Jahren wieder einen Quartalsgewinn eingefahren hatte. Die Titel des Branchenvertreters Kohl's stiegen nach Zahlen um 2,4 Prozent. Dass Konkurrent Sears Holdings den Quartalsverlust im Vergleich zum Vorjahr eingedämmt hatte, verhalf den Aktien zu Kursgewinnen von 6,5 Prozent. Die Anteilsscheine von Best Buy drehten derweil trotz guter Zahlen mit ein Prozent ins Minus. Auch der weltgrößte Elektronikhändler übertraf Börsianern zufolge die Gewinnerwartungen der Analysten. Für die Ebay-Titel ging es im Nasdaq 100 um 1,7 Prozent hoch. Der Konflikt zwischen Großaktionär Carl Icahn und dem Management nimmt an Schärfe zu. Der streitbare Investor drängt weiter auf eine Abspaltung der Bezahltochter PayPal.Zu den „Highlights“ der kommenden Woche zählt die EZB-Zinsenscheidung mit der anschließenden Pressekonferenz. Im Februar verharrten die Lebenshaltungskosten der Euro- zone bei 0,8 % gg. Vj., nahe des zyklischen Tiefs von 0,7%. Der Druck auf die EZB, zusätzliche geldpolitische Impulse auszuliefern, steigt. Im Februar hatte der Notenbankchef Mario Draghi auf der Pressekonferenz vier Schlüsselfaktoren benannt, die im März mehr Gewissheiten geben würden, wie der geldpolitische Kurs fortgeführt werden sollte. Zum einen bezog er sich auf das Wachstum der Geldmenge M3 und die Entwicklung der Kreditvolumina nach dem Jahreswechsel 2013/14. Wegen der anstehenden Bankenstresstests waren die Banken zum Jahresende bestrebt, eine hohe Eigenkapitalquote auszuweisen, was eine negative Entwicklung bei der Kreditvergabe zum Ende des vergangenen Jahres begünstigte. Die anderen Faktoren waren die makroökonomischen Projektionen der EZB- Experten, die erstmals Schätzwerte für das Jahr 2016 enthalten sowie die Turbulenzen in den Emerging Markets und das BIP-Wachstum der Eurozone im Schlussquartal 2013.Während sich die Konjunktur- und Sentimentindikatoren zuletzt per Saldo durchaus ver- besserten, sind bei der Geldmengenentwicklung und den Kreditvolumina der Banken im Januar 2014 bestenfalls zaghafte Stabilisierungsansätze erkennbar. Der BIP-Zuwachs von 0,3 % gg. Vq. im 4. Quartal 2013 lag im Rahmen der Erwartungen der Notenbanker. Im Mittelwert sollten u. E. für das laufende und das kommende Jahr das BIP-Plus wie bisher 1,1 % bzw. 1,5 % betragen (2016e: 1,8 %). Die Inflationsprognosen für 2014 und 2015 dürften von 1,1 % auf 0,9 % bzw. von 1,3 % auf 1,2 % abgesenkt werden. Für 2016 er- warten wir einen Wert von 1,6 %. Damit würde eine Entwicklung in Richtung der EZB- Zielmarke antizipiert.Man ist daher nicht davon überzeugt, dass die EZB am kommenden Donnerstag schon neue geldpolitische Akzente setzen wird, wenngleich dies bei unverändert schwachen Geldmengendaten perspektivisch auf der Agenda bleibt.