Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder zu Unsicherheiten an den internationalen Aktienmärkten geführt. Auch der deutsche Leitindex blieb von zeitweise kräftigen Kursrücksetzern nicht verschont. Mit umso größerer Spannung dürften heute die Ergebnisse der ZEW Umfrage erwartet werden. Die Beurteilung der aktuellen Lage dürfte dabei kaum gelitten haben, denn unmittelbare Implikationen für die Wirtschaft scheinen bisher nicht spürbar zu sein. Stattdessen überwiegt weiter der gute Eindruck der deutschen Konjunktur: Nachdem die Industrieproduktion zu Jahresbeginn um 0,8 % gg. Vm. angestiegen ist, scheinen die deut- schen Unternehmen gute Voraussetzungen zu haben, einen Gang hochzuschalten. Der Anstieg der ZEW-Lagebeurteilung von 50,0 auf 52,0 Punkte sollte das untermauern. Mit Blick auf die konjunkturellen Erwartungen sollte die Unsicherheit derweil zu genommen haben. Man trechnet mit einem Rücksetzer der entsprechenden Komponente von 55,7 auf 52,0, der aber überwiegend temporärer Natur sein dürfte.
Auch in anderem Belang steht heute Deutschland im Fokus. Ab 10 Uhr verkündet das Bundesverfassungsgericht sein Urteil zur Verfassungsmäßigkeit des Europäischen Stabili- tätsmechanismus (ESM) und dem Fiskalpakt. In einem Eilverfahren hatten die obersten Richter bereits im Herbst 2012 eine „ja, aber...“-Entscheidung angedeutet. Ja, der ESM ist verfassungskonform, aber es muss gewährleistet werden, dass keine Vorschrift des ESM-Vertrages so ausgelegt werden kann, dass ohne vorherige Zustimmung des Bundesfinanzministers höhere Zahlungsverpflichtungen als die beschlossenen 190 Mrd. EUR entstehen. Diese Einschätzung dürfte auf der heutigen Sitzung bestätigt werden.Das ungewöhnliche kalte Winterwetter in den USA ist weiterhin Taktgeber für die derzeit veröffentlichten Konjunkturdaten. So auch für die Industrieproduktion, die dank Aufholeffekten im Februar um 0,6 % gg. Vm. anziehen konnte. Mit einem ähnlichen Bild rechnen wir am Immobilienmarkt, wo die Zahl der Baubeginne und –genehmigungen im Februar mit den zunehmend milderen Temperaturen wieder leicht angezogen sein sollten (Veröffentlichung erfolgt heute, siehe Tabelle auf Seite 1). Wunder sollten dennoch nicht erwartet werden, denn auch die im vergangenen Jahr zeitweise kräftig angestiegenen Hypothekenzinsen bremsen die Aktivität am Häusermarkt nach wie vor aus. Dass Fortschritte eher langsam erzielt werden, untermauert auch der gestern veröffentlichte NAHB-Hauspreisindex, der sich im März nur sehr moderat von 46 auf 47 Punkte verfestigen konnte. Die Fed dürfte derweil mit Blick auf die nur sehr moderate Inflation erleichtert darüber sein, dass die Kapazitätsauslastung in den USA mit 78,8 % nach 78,5 % langsam anzieht. Die Teuerung lag in den USA zuletzt noch bei 1,6%, droht aber im Januar auf nur 1,1 % abzufallen (Veröffentlichung ebenfalls heute). Der geringe Preisdruck dürfte die US- Notenbank in ihrer Einschätzung bestätigen, den Leitzins noch lange niedrig zu halten, auch wenn die Arbeitslosenquote unter den Schwellenwert von 6,5 % rutscht. Inflation war auch in der Eurozone ein Thema, nachdem der finale Wert für die Teuerung im Februar von 0,8 % auf 0,7 % gg. Vj. nach unten korrigiert wurde und so Diskussionen um deflationäre Tendenzen erneut befeuert wurden. Als die Inflation das letzte Mal so niedrig war, steuerte die EZB überraschend mit einer Zinssenkung dagegen. Einen solchen Schritt erwarten man in den kommenden Monaten aber dennoch nicht erneut. Der Euro zeigte sich zum US-Dollar zu Wochenbeginn ohnehin unbeeindruckt und setze sich oberhalb von 1,39 USD fest.