Der Konzeptualismus als dritte Position sieht in den Universalien ebenfalls geistige Konzepte, die durch einen Abstraktionsprozess aus den physikalischen Objekten erschaffen wurden. Während der Nominalismus den Universalien jede in der Wirklichkeit korrespondierende Größe als notwendige Voraussetzung abspricht, sie nur als rein sprachliche Allgmeinbegriffe auffasst, geht der Konzeptualismus von einer Verbindung zwischen den geistigen Konstrukten und den Eigenschaften der physischen Objekte aus. Insofern ist der Konzeptualismus der Versuch einer Synthese zwischen Realismus und Nominalismus. Er wurde jedoch, ebenso wie der Nominalismus, von den Verfechtern der realistsichen Position strikt abgelehnt.
Um die sich aus dem Universalienstreit ergebenden Konsequenzen besser zu verstehen, muß man sich vor Augen halten, daß die gesamte christliche Glaubenslehre auf einer realistischen Position gründete. In der Heiligen Schrift ist GOTT die erste Ursache für die Entstehung der Welt. Die Existenz GOTTES ergibt sich rückschließend aus der Notwendigkeit dieser Annahme selber (Alles muß einen Anfang haben, folglich muß es mit Notwendigkeit eine erste Ursache geben). Aufgrund der Notwendigkeit mit der sich die Konklusion aus den Prämissen ergibt, legitimiert sich die Schlußfolgerung, als in Wirklichkeit existierender Tattbestand. In der Terminologie der Scholastik ausgedrückt: Essenz v o r Existenz.
Aus nominalistsicher Sicht ist ein derartiger Gottesbeweis mehr als fragwürdig. Begriffe wie "Ursache" und "notwendig" sind sprachliche Konventionen, die durch Erfahrung entstehen (Wenn A, dann B). Insofern ist die Schlußfolgerung zwar nicht sinnlos (als sprachliches Konstrukt enthält sie bestimmte religiöse Vorstellungen), sie ist aber in einer als von uns autonom angenommenen Wirklichkeit nicht oder noch nicht verifizierbar. Von der bloßen sprachlich geäußerten Vorstellung eines Sachverhaltes kann nicht auf dessen Existenz
geschlossen werden, da die äußere Wirklichkeit autonom von uns existiert.
In der Terminologie der Hochscholastik: Existenz v o r Essenz.