Man sieht, daß der Nominalismus in einen Atheismus führt (GOTT als bloße sprachliche Konstruktion), und somit zu einer Destabilisierung des moralisch-ethischen Wertesystems einer christlich orientierten Gesellschaft führt.
Nach damaliger christlicher Lehre ist das Leben eines jeden Menschen schon vor der Geburt von GOTT in einem Plan festgelegt. Demnach hat GOTT als Schöpfer eine Konzeption des gesamten Universums noch bevor es überhaupt existiert (Essenz v o r Existenz). Der Mensch als Individuum ist gegenüber einem solchen Plan ebensowenig autonom, wie die sinnlichen Erscheinungen der Wirklichkeit gegenüber den Ideen in der Philosophie PLATONs. Die Gebote der Heiligen Schrift sind die Normen eines göttlichen Willens, am dem sie schließlich teilhaben. Eine grundsätzliche Freiheit gegenüber dem Plan
GOTTES und den Normen einer christlichen Gesellschaft ist nicht vorgesehen, es sei denn jene Freiheit zur Sünde. Der selbständige Wille eines Individuums wird dadurch ebenso abgewertet, wie die physische Wirklichkeit als bloßer Schein. Eine solche Auflösung des christlichen Weltbildes ist für die westliche Zivilisation bis in die Gegenwart hinein mit tiefgreifenden Konsequenzen verbunden gewesen.
Ohne Zeifel ist der Universalienstreit der Hochscholastik Ausgangspunkt für die Entwicklung einer naturwissenschaftlichen Forschung gewesen, die sich in Ihren Experimenten an der physischen Wirklichkeit orientiert und nicht an den christlichen Glaubenssätzen mit ihrem Anspruch auf göttliche Legitimation.
Diese Entwicklung nahm ihren Lauf über BACON, GALLILEI, NEWTON und KEPLER bis hin zu den Naturwissenschaften der Neuzeit. Allen gemeinsam ist eine vorausgesetzte autonome physische Wirklichkeit. Somit muß sich jede naturwissenschaftliche Aussage in einem Experiment verifizieren lassen.